Wuensche-Aengste

Alt werden: Wünsche und Ängste

Gedankensammlung

Letztlich muss jede(r) sehr persönlich überlegen, was ihm wichtig ist. Diese Liste hier ist ein Anfang, vielleicht eine Anregung zum Nachdenken. Gern bin ich auch an Kommentaren interessiert oder daran, in dieser oder ähnlicher Art eine Liste von Euch zu bekommen. Ja, mir ist klar, dass viele sich gar nicht beschäftigen wollen mit solchen Themen, aber für mich ist es ein hochinteressantes Projekt, hinter dem eine Menge an Eigeninteresse steckt ;-)


Reinhard Wiesemann, unperfektLABS@uph.de


Beratung

Auch verschiedene und unübliche Alternativen umfassend (z.B. verschiedene Heilmethoden) und geduldig, wenn ich mich nicht entscheiden kann oder mehrere Optionen durchprobieren möchte)


  • allgemeine, sachlich/fachliche Beratung und auf Ideen gebracht werden in einem möglichst qualifizierten gern auch aus Fremden bestehenden Netzwerk (auf dieser Ebene geht es mir um umfassende Information)
  • persönliche Beratung, Austausch, in einem kleinen, vertrauten Kreis von Menschen mit ähnlichen Werten


Entscheidung

  • Nach Beratung dann aber solange wie möglich mir die Entscheidung überlassen (z.B. auch, im eigenen Umfeld alt werden zu wollen) und mir bei der Durchsetzung helfen, auch wenn ich schwach bin
  • Vertrauenswürdige Entscheider, sobald ich nicht mehr selbst entscheiden kann. Ich ziehe Patientenvollmacht einer Patientenverfügung vor, denn ich möchte, dass in der jeweiligen Situation entschieden wird (Patientenvollmacht) und möchte nicht Jahre im Voraus über eine eventuell eintretende, dann nur theoretisch überlegte Situation entscheiden (Patientenverfügung).


Wie sollte Hilfe erfolgen?

  • durch mein gesamtes Umfeld, auch Fremde auf der Straße, die ein positives Bild vom Alter haben sollten, liebevoll mit meinen Schwächen umgehen, in kleinen Sachen hilfsbereit sind und Freude nehmen und geben sollten.
  • wo ich ständig Hilfe brauche, sollte diese durch Menschen erfolgen, die dafür bezahlt werden (Ärzte, Pflege, Beschäftigung…), oder wo ich irgendeine andere Gegenleistung erbringe oder früher mal erbracht habe (mehr zu einem interessanten Konzept…). Das sollte würdevoll erfolgen, ich will nicht Bittsteller sein
  • Organisatorisch wünsche ich mir Anregungen für und Hilfe beim Einsatz technischer Hilfsmittel, damit ich mit technischer Hilfe soviel wie möglich selbst machen kann
  • Ich glaube, dass es schön wäre, wenn ich oft irgendwo dabei sein kann, auch wenn ich nur still am Rand sitze
  • nahe Freunde und Verwandte sollten vorbereitet sein, um
  • bei unerwarteten, seltenen Problemen, Notfällen da zu sein
  • mich zu beobachten und einzuschreiten, wenn ich zu schwach bin, selbst die Qualität meines Umfeldes oder meiner Hilfen sicherzustellen
  • Nähe, Vertrauen geben und nehmen
  • Mediation, Vermittlung, wenn Probleme in Freundschaften/Beziehung auftauchen
  • Bewahren meiner Individualität, nicht nur zum "Wir" werden
  • helfen, dass ich fröhlich bleibe


In welchen Bereichen wünsche ich mir Unterstützung?

  • Gesundheit 
  • ich hoffe, dass ich lerne, mit meinen Einschränkungen umzugehen und glücklich zu bleiben
  • Verwaltung
  • Freundes- und Kontaktnetzwerk verwalten und kennen
  • Finanzen verwalten
  • Behördengänge
  • Wohnen, Hauswirtschaft
  • hilfreiches soziales Umfeld
  • Vertraute, Freunde im nahen Umkreis
  • Einkauf, Besorgung und Entsorgung (auch von Geräten, Hilfsmitteln)
  • Monteure bestellen, Techniker rufen, Massage organisieren?
  • diverses (Dinge erledigt, wo man weit reisen oder fahren, oder wo man lange kompliziert telefonieren muss)
  • Freude, Beschäftigung
  • Mobilität, Reisen, Ausflüge (barrierefreies Umfeld)
  • Essen selbstbestimmt, auch im Krankenhaus
  • Auch Dinge machen dürfen, die nicht immer ganz akzeptiert sind (Rauchen, Schokolade, Sexualität, weiter Auto fahren…)
  • Auch Dinge machen dürfen, die Helfern unnötig Arbeit machen
  • Tier- oder Pflanzenhaltung
  • Hobbies (Basteln, Kochen,...)
  • Etwas für die Gesellschaft tun, auch als Weg, mit Jüngeren im Kontakt zu bleiben
  • Feiern oder Treffen organisieren
  • Tiefe, vertrauensvolle Gespräche organisieren
  • Löffelliste


Weitergeben

Das ist eigentlich eher eine Aufgabe an jeden von uns...:

 

  • Was bleibt von mir, was hinterlasse ich?
  • Vererben

Und bald ein paar Ideen, wie man alles organisieren kann. Stay tuned...


Ein paar weiterführende Gedanken / Theorien, denen ich anhänge

  • ich will vermutlich immer etwas tun, aber nur Dinge, von denen ich 1) subjektiv überzeugt bin, 2) nur mit meiner eigenen Geschwindigkeit und 3) nur mit Menschen, die wirklich und intrinsisch motiviert ähnliches wollen, wo man sich ergänzt, Spaß aneinander hat. Nicht angetrieben, nicht gebremst, niemanden motivieren, nicht mit Leuten, die meine Zeit vergeuden, keine Showeffekte. In diesen Aspekten werde ich vermutlich immer anspruchsvoller, je älter ich werde
  • es könnte sein, dass meine Tätigkeiten sich mit zunehmendem Alter auf "nähere" Projekte konzentrieren. Ich hab schon immer Dinge gemacht, die Nutzen für andere mit meinem eigenen Nutzen kombinieren, aber vermutlich wird mein Wirkungskreis mit zunehmendem Alter kleiner, mehr auf mein näheres Umfeld beschränkt
  • ich bin in der glücklichen Situation, über meine Zeit und gute materielle Mittel sehr frei entscheiden zu können und habe das Bedürfnis, Dinge zu tun und zu hinterlassen, die hilfreich für unsere Gesellschaft sind. Doch das zu tun empfinde ich als eine sehr schwierige Aufgabe der vor mir liegenden Lebensphase.
  • Ist es besser, bis zum Schluss zu versuchen, zur Lösung heutiger Probleme so gut ich kann beizutragen und meine Mittel heute einzusetzen, oder sollte ich mich selbst eher zurückhalten, versuchen, die Mittel langfristig über den Tod hinaus einzusetzen und meine Energie besser in den Aufbau von Nachfolgern investieren? Was macht mich glücklicher? Was ist effektiver? Vermutlich wie so oft ist es eine Kombination aus beidem.


  • Und, was andere Menschen angeht: die meisten Menschen sind in ihrer aktiven Lebensphase sehr durch Beruf und die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, geprägt. Doch in der Seniorenphase entfallen diese Aspekte, und es kommt mehr auf nicht-gewinnorientieres Miteinander an. Weil das aber bei Jüngeren nicht so sehr das Thema ist, fehlen hierfür Strukturen, Angebote, Möglichkeiten. Wir brauchen einen Marktplatz für "sich gegenseitig was Gutes tun"?

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